Coaching-Beispiel “Ich bin nicht gut genug”
Ein häufiger Grund, warum es mit der Liebe nicht klappt ist das Thema Selbstwert. Ja, 100x schon gehört “liebe dich selbst, dann ist egal wen du heiratest”. Aber wie kann die Umsetzung funktionieren?
Bei mir im Coaching war Martina. 32 Jahre jung und nur eine kurze Beziehung mit 17.
Mit ein wenig Graben in Ihren Glaubenssätzen kommen wir schnell zum Kern: “Ich bin nicht gut genug, sonst wäre ich auch in Beziehung wie alle meine Freundinnen.” Diesen Sommer heiratet die beste Freundin, eine andere hat bereits Familie. Da tut es besonders weh, chronisch als Single da zu stehen. Ganz ehrlich: Beziehung ist ihr nicht deshalb wichtig, weil sie einen Mann an ihrer Seite vermissen würde, sondern um endlich das Stigma “abnormal” zu verlieren.
Eine schwere Last, die da auf ihr liegt.
Ich frage wie ihr Leben wäre, wenn der Gedanke “ich bin nicht gut genug” verschwunden wäre. Leicht, beschwingt, dann würde sie sich sogar zutrauen hier und da mal einen Flirtversuch zu starten. Denn jede Abweisung bestätigt momentan noch ihren tiefen Zweifel nicht zu genügen. “Viel leichter wäre das” – die junge Frau strahlt in ihrer ganzen Schönheit bei diesem Gedanken. Ich habe Mühe mich zu konzentrieren, denn das Licht steht gerade so schön und passt so gut zu dem Lächeln, dass ich am liebsten eine Kamera zücken würde. Martina ist zweifellos hübsch, liebenswert und einfach ein wenig von der ruhigen Sorte. Ich erzähle ihr von meiner Meinung über sie, und ein wenig Wertschätzung sickert ein in ihr mentales Gefängnis. Der Glaubenssatz, dass es an ihr liegt und niemand sie lieben kann hatte sie jahrelang fest im Griff. Doch diesen Griff lockern wir gerade.
Gibt es einen Grund an dem Gedanken fest zu halten? Ist irgendein Schutz eingebaut, den sie nicht verlieren möchte in “ich bin nicht gut genug”? Gründliches Nachforschen: “nein, keiner”.
Jetzt wird es spannend: wir spielen mit dem Glaubenssatz, verdrehen ihn, versuchen welche Formulierung ihn ersetzen kann.
Die direkte Umkehrung “ich bin gut” klingt sinnvoll, wirkt aber auf Martina wie eine Lüge. “Ich bin gut genug für den Richtigen” entlarvt eine weitere Ebene: Martina möchte für alle gut genug sein. Wir hinterfragen auch diesen Gedanken, landen dabei, dass das natürlich unrealistisch ist – aber der Wunsch führt und wieder genau zum Ursprung. Jede Ablehnung nährt das Nicht-gut-genug-sein und triggert die Wunde. Also zurück zum Ursprungsthema.
Ich spiele meinen Joker aus: wenn man die Wahrheit kleiner macht, dann findet sie manchmal den Weg ins Herz. Also lautet der neue Satz:
“Vielleicht, womöglich, unter Umständen könnte es sein, dass ich ganz gut bin.”
Jetzt leuchten Martinas schöne Augen und die Schatten scheinen von ihr abzufallen. Ich mache ihr noch einmal ausführlich klar, wie die Mechanismen von Glaubenssätzen funktionieren und wie man deren Macht bricht. Mit ein paar Flirttipps ist unsere Stunde ist schon um und Martina beschließt, das Gehörte jetzt erst einmal wirken zu lassen und sich ggf. wieder zu melden. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie das alte Hindernis im ersten Anlauf überwinden kann, denn schon jetzt ist ihre Ausstrahlung völlig verändert. Alles Gute! Ich freue mich, wenn es gut und leicht weiter geht!